Beffaná hat einen Plan geschmiedet. Sie braucht wirklich dringend Hilfe beim Verteilen der Geschenke und hat nun die Chance, sie zu bekommen! Vorher muss sie aber noch ein ernstes Gespräch mit der Starreportermaus der Krähenpost führen. Und ein bisschen zaubern, natürlich.
Randgruppenpodcaster
Wenn irgend jemand irgendwann mal fragen sollte: „Was sind eigentlich Podcaster?“ Dann ist Beffaná, Kapitel 22 die perfekte Antwort darauf. Podcaster sind Menschen, die mit häufig einfachen technischen Mitteln etwas zur Verfügung stellen, das für eine bestimmte (häufig sehr kleine) Zielgruppe interessant oder hilfreich sein könnte. Von ihrem näheren sozialen Umfeld wird dies häufig mit Skepsis, Befremden oder Ignoranz quittiert. Niklas, der Junge, den Beffaná und ihre Maus treffen, ist genau so jemand. Und die Welt wäre ein besserer Ort, gäbe es viele Menschen wie ihn.
Zum wiederholten Mal: Danke an Kai für die Zeichnung!
Kapitel 22: Ein Herz für Monster
Es ist schon wieder Nacht geworden, doch noch klingen vereinzelt Weihnachtslieder aus den Häusern. Die Weihnachtshexe Beffaná und ihre Küchenmaus treffen einen Jungen, der aus einem Geheimversteck ein ganz besonderes Geschenk holt. Die Hexe und die Maus sind überrascht: Es gibt auch Menschen, die ein Herz für Monster haben!
Zwischenfazit
Das Ende der Geschichte ist fast erreicht. Nur noch drei Folgen! Dank der Statistik-Funktion von Podlove und Google Analytics habe ich einen ganz guten Überblick über die Nutzungszahlen des Podcasts. Jeden Tag wurden durchschnittlich 66 Folgen heruntergeladen. Episode 1 ist (wenig überraschend) mit 157 Downloads diejenige, die am häufigsten gehört wurde. Ist das okay? Ich habe keine Ahnung. Ganz schön finde ich es, bei Google-Analytics in die Deutschlandkarte zu schauen und zu sehen, in welchen Orten die Folgen heruntergeladen werden. Meine Heimat Hannover ist natürlich weit vorne, aber die Punkte verteilen sich über das ganze Land. Hamburg und München blinken regelmäßig auf, Saarlouis und Dresden, und natürlich auch einige Orte aus Ostwestfalen (Bünde, Hiddenhausen, Bielefeld), meiner Heimat in der Kindheit.
Mir ganz persönlich hat das Projekt jedenfalls unglaublich viel Spaß gemacht. Und ich habe – Learning by Doing – echt viel über Hörbuch- und Hörspielproduktion gelernt. In ein paar Folgen habe ich ja sogar Audio-Effekte und Sounds hineingemischt und große Lust bekommen, so etwas in Zukunft auch noch mal zu machen.
Gefreut habe ich mich über ein paar ganz tolle Rückmeldungen. Zum Bespiel, als mir Freunde ein Video ihrer Kinder geschickt haben, wie sie das Titellied „Weihnachtshexe Beffaná“ singen. Oder als ein Twitter-Follower, den ich über die Geschichtenkapsel kenne, scherzhaft meinte, seine Frau wolle mich wegen der Folge „Schrödingers Mittagessen“ heiraten. Der Sohn einer Freundin krähte, als sie mich anrief, im Hintergrund die ganze Zeit von den „Kakerlaken!“, die er wohl besonders toll fand. Und die Tochter einer anderen Freundin hat sich sogar persönlich bei mir für Beffaná bedankt. Das ist wirklich schön. Und natürlich ist es auch schön, mit meiner eigenen Familie abends nach dem Abendbrot um den leuchtenden Adventskranz zu sitzen und die neuste Folge zu hören. Denn auch meinen Kindern habe ich die Geschichten nicht schon vorher vorgespielt. Wir singen alle das Beffaná-Lied kräftig mit, sogar mein ach so cooler Sohn.
Ganz besonders hat mich aber die SMS meiner Eltern gefreut, die sie mir am Abend des 10. Dezembers geschickt haben. Sie hatten meinem Großvater im Pflegeheim Teile der Folge „Das Hotel zur Sonne“ vorgespielt, die ich ihm gewidmet hatte und in der ich am Ende „Brüder zur Sonne zu Freiheit“ singe. Und allein für diese Nachricht hat sich der ganze Kram gelohnt 🙂
Kapitel 21: Der Berg kreißt
Endlich gibt es eine heiße Spur vom schwarzen Zauberer. Beffaná rast aus der Stadt hinaus, um Mino aufzuhalten und die Maus muss eine wichtige Mission erfüllen. Wird sie den geheimnisvollen Castorp überreden können, Beffaná zu helfen?
Zauberberg und schlechtes Timing
Die Geschichte zwischen Thomas Mann und mir ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Oder vielleicht auch einfach ein Paradebeispiel für mieses Timing. Zum ersten Mal begegnete ich dem weltberühmten Literaturnobelpreisträger in der siebten Klasse. Unsere 250 Jahre alte Deutschlehrerin hatte sich für die Weihnachtszeit ein besonderes Highlight ausgedacht. Nachdem sie uns wochenlang mit Theodor Storms „Pole Poppenspäler“ und Gottfried Kellers „Kleider machen Leute“ gequält hatte (beide Werke ihrem Verständnis nach leichte Literatur für das 13-jährige Publikum), wollte sie uns nun, in der stressigen Adventszeit, mit ein wenig Entspannungslektüre jeweils am Ende der Stunde erfreuen. Und so las sie uns in den letzten 10 Minuten jeder Deutschstunde des Dezembers aus Thomas Manns bahnbrechendem Werk „Herr und Hund“ vor. Während sie beim Lesen vor sich hin kicherte, waren wir bereits nach 3 Minuten komplett paralysiert. Ein Mann geht mit seinem Hund spazieren. Jeden Tag. Was für ein Plot! Und wie detailliert er jede Eigenart des Hundes seitenlang in Bandwurmsätzen beschreiben konnte: unvergleichlich.
Unsere nächste Deutschlehrerin war deutlich jünger. Sie machte tolle Sachen mit uns im Unterricht. Aber auch sie hatte einen Narren an Herrn Mann gefressen. Und so gab sie uns schließlich, kurz vor Ende der zehnten Klasse, die „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ zu lesen. Es sei ein exzellentes Beispiel für die Gattung des so genannten Schelmenromans, sagte sie dazu. Das einzig schelmische, was ich damals lernte, war, im Unterricht über ein Buch zu reden, von dem ich nur die ersten fünf Seiten gelesen hatte. Thomas Mann war bei mir, freundlich formuliert, unten durch.
Das änderte sich erst, als ich viele Jahre später während eines studienbegleitenden Praktikums zwei Monate lang keinen Fernseher hatte und auch kein Internet. Also laß ich. Unter anderem die „Buddenbrooks“. Das Buch also, für das Thomas Mann den Literaturnobelpreis bekommen hatte. Und ja, dieses Buch war richtig super-großartig! Von der ersten Seite an! Warum hatten uns unsere wohlmeinenden Deutschlehrerinnen in der Mittelstufe mit banalem Scheiß abgefertigt? Und uns den einzigen Grund, Thomas Mann zu lesen, jahrelang vorenthalten?! Ich war jedenfalls versöhnt mit Herrn Mann, zumindest bis ich krank wurde.
Kurz vor Ende des Studiums lag ich zwei Wochen lang mit einer Grippe im Bett. Ich vertrieb mir die Zeit mit Hörbüchern, da mir wegen einer starken Migräne das Lesen schwer fiel. Die Harry Potters hatte ich alle schon zweimal durchgehört, wie auch zwei Dutzend anderer Hörbücher. Dann fiel mir eine vielstündige Hörbuch-Aufnahme von Thomas Manns „Zauberberg“ in die Hände. Und ich fand ihn furchtbar. Wie bei „Herr und Hund“ und bei den „Bekenntnissen des Hochstaplers Felix Krull“ war es wahrscheinlich vor allem mieses Timing. Aber es hilft ja nicht wirklich, wenn man das weiß. Ich lag einfach mit über 39 Grad Fieber und hämmernden Kopfschmerzen im Bett und musste mir das Geschwafel eines Hypochonders in einem Schweizer Sanatorium anhören. Hölle! Nicht falsch verstehen: ich fand es ja auch blöd, dass er, kaum aus dem Sanatorium entlassen, im Krieg stirbt. Aber sympathischer machte mir das den Zauberberg trotzdem nicht. Allerdings mochte ich den Namen des Protagonisten: Hans Castorp.
Viele Jahre später überzeugte mich ein Kollege (von Haus aus Psychologe), dass der Zauberberg ein ganz tolles Werk sei und dass ich ihm doch bitte noch eine zweite Chance geben solle. Aus Zeitmangel und Unlust tat ich es nicht, hatte aber ab diesem Zeitpunkt ein leicht schlechtes Gewissen über mein unter Umständen vorschnelles und durch die Krankheit getrübtes Urteil gegenüber dem Zauberberg. Als mir für die Beffaná-Geschichte lange kein passendes Szenario für eine erneute Konfrontation der Hexe mit dem bösen Zauberer Mino einfiel, kam mir die Idee für einen Endkampf in einer Hügellandschaft. Und aus der Assoziationskette Zauberer – Berg heraus kam mir die Idee, Hans Castorp und seinen Zauberberg ein Stück weit vor mir selbst zu rehabilitieren. Indem ich den Zauberberg Castorp zu einer Hauptfigur von Kapitel 21 mache. Einer Hauptfigur mit einem ausgesprochen guten Timing übrigens. Ein elender Hypochonder ist er trotzdem geblieben.
Kapitel 20: Klopfmänner
Wenn es nachts im Gebälk knackt und stöhnt, muss nicht immer der Wind schuld sein. Manchmal sind es auch einfach nur Geister, die das Dach reparieren. Und weil Beffaná zwischenzeitlich die Geschenke ausgegangen sind, muss sie improvisieren, damit keine Tränen fließen.