Hallo liebe Beffaná-Freundinnen. Da dieser Podcast auch einen Bildungsauftrag hat, muss ich einen Faupax meiner in die Jahre gekommenen Weihnachtshexe in der vorletzten Folge 13 berichtigen. DA hat sie gesagt, Polly, der Zyklop, sei Zeus’ Sohn. Ist natürlich Quatsch. Er ist, wie auch häufig in diesem Podcast erwähnt, Poseidons Sohn. So ist das, wenn man alt wird. Erst verwechselt man Namen, dann Unterhosen und Socken und schließlich vererbt man sein Millionenvermögen der schäbbigen Katze. Da ist traurig, wobei die vielen Katzenmillionärinnen das wahrscheinlich anders sehen würden. Wie auch immer: Viel Spaß jetzt mit der Weihnachtshexe Trallala. Und wenn Euch noch weitere Fehler auffallen: E-Mail direkt an alle bekannten Beschwerdestellen.

Folge 15: Zitterpartie

Inmitten schwarzer Dunkelheit
Macht Günter sich zum Kampf bereit
Am Wipfel einer spitzen Tann
Sitzt er allein und hört sich an
Wie unter ihm im Hauptquartier
Der Rebellion gefeiert wird
„Ach“, denkt er, „dieser kleine Sieg
Entscheidet nicht den großen Krieg.
Es reicht, dass Zoobewohner*innen
Kurz einmal verschnaufen können.“
Doch der Morgen wird mit Schrecken
Denkt er, „alle Tiere wecken
Niemand soll auch nur im Stillen
Hoffen, dass die Menschen chillen.“

„Krah!“ ruft Günter, „Du erkennst,
Wie grausam Homo Sapiens
In Wahrheit ist, erst wenn’s zu spät,
Und jemand tausend Gräber gräbt!“
Die Krähe sorgt ich sehr und schaut
Was sich vorm Zoo zusammenbraut.
Da spürt er, wie in seinem Nacken
Tausend Daunenfedern knacken,
Violette Blitze knistern
In der Luft und Günter ist am
Scheidepunkt von Wut und Freude
Denn er weiß, was das bedeutet.

„Hör mich an! Zeig Deine Fratze!“
Ruft er „Doofe Miezekatze!“
Und vor Günters grauser Miene
Landet sie. Die Zeitmaschine

„Lach mal, Günter, miau! Du machst ein Gesicht, wie sieben Tage Krähensplatter!“
„Ha ha.“
„Miau, was ist denn los? Ist dir ein Elefant über die Federn gelaufen?“
„Einmal braucht man dich wirklich und dann bist du nicht da. Wir wären fast draufgegangen, Schrödinger!“
„Hab ich was verpasst? Bin ich jetzt dein Schutzengel, Krähe?“
„Krah! Du hättest es für Beffaná tun können!“
„Sie – ist – doch – jetzt – hier, du Idiot! Ich kann doch nicht jedes Mal aufkreuzen, wenn jemandem FAST etwas passiert! Weißt du, wieviel mal am Tag Beffaná FAST hinfällt und sich den Oberschenkelhals bricht, weil du alles einfach auf dem Boden liegen lässt? Und wie häufig du FAST vor den nächsten Zaunpfahl fliegst, weil zu inzwischen blind bist wie ein grauer Star?“
„Ja okay, aber…“
„Miau. Ja okay. Punkt. Und selbst wenn etwas passiert und ich NICHT eingriffe(?), eingräffe(?), eingröffe, dann nennt man das eben DAS LEBEN, Günter?“
„Ja okay, aber…“
„Miau! Ja okay, lieber toller Zeitreisekatzerich Schrödinger, du hast Recht und ich will überhaupt gar nicht wissen, wen du nur für Beffaná extra aus der Vergangenheit angeschleppt hast!“
Schrödinger macht einen äußerst theatralischen Abgang und bewegt sich betont langsam zur Zeitmaschine zurück.
„Und darum reise ich jetzt einfach wieder ab, mit allen eh nicht interessanten Passagieren, die noch in der Zeitmaschine sitzen KÖNNTEN, weil: wer sollte das schon sein und man merkt ja, wenn seine Anwesenheit nicht gewünscht ist.“
„Also“. Günter spielt mit. „Wer kann das denn wohl, sein?“
„Ah, gut dass du fragst Günter! Wo ist denn unser aller Lieblingsweihnachtshexe?“

Beffaná hat sich zu einem Schläfchen hingelegt. Und dieses Mal kann man’s ihr kaum verdenken, denn sie hatten alle eine anstrengende Nacht. Als die Menschen mitten in der Nacht mit Wasserwerfern und vielen Uniformierten mit Helmen, Schlagstöcken, Schutzschilden und auch geladenen Waffen zum Zootor vorrückten, wurden sie von der plötzlich vor ihnen auftauchenden singenden Masse der Tiere völlig überrascht. Statt eines echten Kampfes gab es zunächst nur eine wilde Flucht der Menschen und bis auf einige schmerzhafte Wunden, weil einige junge Schimpansen dem einen oder anderen Polizisten in den Hintern gebissen hatten, ging bis dahin alles recht unblutig vonstatten. Die Wasserwerfer jedoch blieben stehen und feuerten aus allen Rohren. Die Wölfe, Hyänen und Waschbären wurden im Nu beiseite gespült und für einige Sekunden sah es nicht mehr so gut aus für die Rebellion der Tiere. Dann jedoch kam Godzilla zusammen mit den Flusspferden, Nashörnern und Elefanten und die Sache war schneller entschieden als eine Wahl zwischen Hausaufgaben und Softeis. Die Tiere zogen sich hinter die Zootore zurück und für eine Zeit lang blieb es bis auf die inzwischen fast üblichen Polizei- und Feuerwehrsirenen relativ still. Bis die Hubschrauber auftauchten. Der höllische Lärm, den sie machen, hielt zwei Stunden lang an.. Dagegen waren die Tiere erst einmal hilflos, auch wenn die Erdmännchen, die dick in Kuscheltierkleidung aus dem Souvernirshop verpackt Wache standen, immer wieder Warnungspfiffe abgaben. Schließlich gelang es Polly-Godzilla vom Affenfelsen aus einen der Hubschrauber zu packen und ihn in einem hohen Bogen in den nahegelegenen Baggersee zu werfen. Damit war endgültig Ruhe, denn die beiden verbleibenden Hubschrauber suchten fluchtartig das Weite.

„Hey, Beffaná“, sagt Günter. „Ich hab dir jemanden mitgebracht.“
Die alte Hexe sieht so verschlafen und verstört wirklich aus wie einer dieser Tiefseefische, der das erste Mal in seinem Leben vom Licht eines Forschung-U-Bootes angestrahlt wird.
„Waff denn?“ fragt sie und richtet sich auf ihrer Luftmatratze mit Dschungel-Motiven aus dem Souvenirshop ruckartig auf.
Während Beffaná noch ihr Gebiss sucht, folgt Schrödinger der Krähe in Beffanás mit einer Decke vom Rerst des Shops abgeteilten Sitzecke.
„Hey, ich hab dir jemanden mitgebracht, der dein Godzilla-Problem lösen kann, miau.“
„Mein einziges Problem mit Godzilla ist, dass es zu wenige von seiner Sorte gibt“, sagt sie schließlich.
„Ja, miau, aber solange sie nicht wieder die Welt beherrschen – und das dauert meines Wissens noch zwei Millionen Jahre – solange sind andere Bewohner*innen dieses Planeten was hitzestrahlenfeuernde Saurier angeht, super skeptisch. Und genau das können wir jetzt ändern.“
„Wie?“ fragt Beffaná.
„Miau, sagt dir der Name Wilhelmine Weber etwas?“

Wilhelme Weber war eine nette alte Dame, die viele, viele Jahre lang ein verwunschenes Hotel mit dem Namen „Das Hotel zur Sonne“ führte. Irgendwann verstarb Frau Weber und kurze Zeit später verschwand auch ihr Hotel.
„Wir machen Godzilla nicht mit Hexerei unsichtbar“, sagt Schrödinger, „sondern mithilfe der Zitterspinnen!“
Zitterspinnen haben die Fähigkeit, sich selbst durch zitternde Bewegungen in ihren kunstvoll gewobenen Netze unsichtbar zu machen. Wilhelmine Webers Spinnen hatten diese Technik so weiterentwickelt, dass das Zittern des Netzes auch alles andere unsichtbar machen konnte. Auf diese Weise hatten sie sich nach Wilhelmine Webers Tod zusammen mit dem Hotel sozusagen in Luft aufgelöst. Dass die Spinnen bei dieser Aktion damals auch ein bisschen lebendiges Proviant mitgenommen hatten , ist seit Jahren Gegenstand heftiger Diskussionen in der Beffaná´-Forschung, aber das ist eine andere Geschichte.
„Wir bräuchten eine Menge Zeit um so viele Zitterspinnen zu sammeln, damit sie Godzilla unsichtbar machen können“, sagt Beffaná, aber Schrödinger lächelt müde.
„Zeit war noch nie das Problem“, sagt er. „Darf ich? Ich hab da mal was vorbereitet.“
Dann ruft er laut: „Godzilla bitte! Miau! Godzilla bitte einmal zum Zoo-Shop!“
Pollys, also Godzilla Trampeln ist nicht zu überhören, als er näher kommt, doch als sie aus dem Shop ins Freie treten, sehen sie: Nichts! Nur wenn man ganz genau hinsieht, erkennt man ein leichtes Flimmern in der Luft.
„Miau, Godzilla, mach mal Piep!“
„PIIIIIIEP!“ Flötet Godzilla, dass es dem Souvenirshop fast die Tür aus den Angeln reißt.
„Siehst du? Läuft“, sagt Schrödinger und wendet sich zum Gehen. „Kommst Du Beffaná? Godzilla ist unsichtbar und wir sind hier fertig. Lass uns zu Niklas gehen und was frühstücken. Ich hab Hunger.“
Doch Beffaná macht keine Anstalten zu gehen.
„Miau, worauf wartest du? Dein Godzilla-Taxi ist da! Schwing deine alten Hufen und wir hau’n ab.“
Günter flattert von seinem Sitzplatz oben auf dem Dach des Zoo-Shops hinunter auf den Vorplatz direkt neben die Katze.
„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass wir die Zootiere jetzt im Stich lassen?“
„Und ob“, schnurrt Schrödinger. „Ich hab Hunger. Kennst du die Nummer eines anständigen Pizzalieferdienstes? Alle Nummern, die ich mir gemerkt habe, gibts nicht mehr oder noch nicht.“
„Günter, denkst du, was ich denke“, fragt Beffaná.
„Krah!“, aber dafür brauchen wir eine Menge Spinnen! Ich meine, richtig viele, viele Spinnen! Selbst wenn wir warten, bis die, di hier sind alle Nachwuchs bekommen und die dann auch wieder Nachwuchs…“
„Irgendwer sagte, Zeit war noch nie das Problem!“
„Aber…“ Günter überlegt. „Aber die Menschen werden ja nicht vergessen, dass es hier mal einen Zoo gab. Sie werden herkommen und schauen, wo er geblieben ist,“
„Und wenn sie in die Nähe der Mauern kommen, werden sie eins der Katzenhaare an der Mauer berühren und landen „schwups“ in Nullkommanix sn der Mauer am anderen Ende des Zoos.“
„Hast du dir mal überlegt, wie viele Katzenhaare ich mir ausreißen müsste, damit das funktioniert?“ ruft Schrödinger. „Ich müsste mir zehntausend mal das Fell nachwachsen lassen bis auch nur annähernd genug….“
„Zeit war noch nie das Problem“, schnurrt Günter. „Ist das wirklich dein Ernst, Beffaná? Wir machen den ganzen Zoo unsichtbar? Das ist doch ein total unausgegorener Plan, Beffaná1 Fast wie…“
„Früher, Günter? Ja, Popfblipf, da könntepft du repft haben!“
„Beffaná, tu dein Gebiss wieder rein, das ist eklig!“
„Ich rede mit den kleinen Spinnen und ud mit der großen, okay?“
„Cosette wird das völlig meschugge finden, Beffaná! Das wird ewig dauern, sie zu über…
„Miau!“
„Ja, schon klar. Zeit war noch nie das Problem. Dann also los!“
„Aber dann gibts Pizza, miau!“
„Ich nehme Zwiebel, Pepperoni, Champignon und Katze!“
„Hab ich dir eigentlich schon die Geschichte erzählt, wie ich auf dein Grab gepinkelt habe, Günter? Sie ist sehr lang und stinkt nach Katzenpisse…“
(Fade)