Dieses Projekt gäbe es nicht nicht ohne die Geschichtenkapsel. Und das kam so:

Im Sommer dieses Jahres ging es mir nicht so gut. Eigentlich sogar schlecht. Ich hatte einen MS-Schub, konnte Arme und Finger nicht vernünftig benutzen und fühlte mich überhaupt ziemlich nutzlos. Da schrieb mir mein Freund Kai eine Mail. Er brauche Hilfe in einem Krieg der Poesie, den er soeben in der Geschichtenkapsel angezettelt habe. In seinen Worten:

Ich habe auf geschichtenkapsel.de gerade einen Krieg der Poesie ausgerufen. Ein spielerischer Wettkampf gegen die belanglosen Reimkünste meines Co-Moderators. Im Juli wird es verschiedene Kämpfe geben. Es wäre mir eine Ehre, wenn du auf meiner Seite kämpfen würdest, um für Form und Ästhetik zu kämpfen. Gerne lade ich dich in das entsprechende Slack-Team ein. Die Vertonung können Sprecherinnen und Sprecher aus dem Team übernehmen. Wie im Krieg und in der Liebe gibt es kaum Regeln. Jeder Beitrag ist ein Schlag gegen die dümmlichen Verse des Gegners. Es gibt aber keine zeitlichen oder sonstigen Verpflichtungen.

Die Geschichtenkapsel ist ein Erzähl-Podcast, initiiert von Kai Daniel Du und Lars Engelmann (der übrigens gar nicht soooo belanglos dichtet ;). Neben den beiden und ihrer Mitadministratorin Kati Fräntzel gibt es derzeit noch rund 30 weitere Mitstreiterinnen und -streiter, Tendenz gerade stark steigend. Es gibt Autorinnen und Autoren, Sprecher/innen, Techniknerds und das Koordinationsteam. Alles natürlich freiwillig und unentgeltlich. Die Kommunikation läuft über Slack, und es existieren inzwischen so viele verschiedene Slack-Kanäle und Projekte in der Geschichtenkapsel, dass es für Neulinge aussieht wie ein eigenes Social Network.

Ich machte mit. Der Krieg der Poesie wurde ein Riesenspaß und tja, wie sagt man sowas, ohne dass es blöd, kitschig oder esoterisch klingt? Es war Erfüllung. Den ganzen Sommer über dichteten und blödelten wir um die Wette und ich bekam zum ersten Mal einen tieferen Einblick in die deutsche Podcast-Szene. Denn viele der Kapselaner/innen haben noch andere Podcasts oder sind begeisterte Podcastfans. Außerdem lernte ich wirklich viel über die Technik des Podcastens. Aufnahmetechnik, Schnitt, Publishing, Vernetzung,  aber auch über das Erzählen von Geschichten in Podcasts. Ich bin nicht blöd, und mein Job dreht sich ja auch um Internet, App-Entwicklung und Social-Media-Gedöns. Aber das hier war noch mal anders. Weil diese ganzen vielen Menschen ein Ökosystem für freies Podcasten auf die Beine gestellt haben, das innovativ, technisch auf dem höchsten Stand und einfach superinteressant ist.

Und dann irgendwann fiel mir Beffaná wieder ein. Diese alte Geschichte von 2011. Ich hatte zwischendurch immer mal wieder überlegt, dass ich sie eigentlich vertonen müsse, wegen der Jamben und so. Aber jetzt wusste ich endlich, wie. Im November nahm ich an jedem Werktag ungefähr zwei Folgen auf und arbeite an diesem Blog. Es dauerte alles ziemlich lange, weil die Technik dann doch nicht soooo trivial ist. Und mit meinen Gummihänden ist Texteingabe und Software-Bedienung auch so nervig, dass ich mehr als zwei Stunden am Stück nicht schaffe. Aber es gibt ja Siri. Und Garageband für iOS mit Touchbedienung. Stand heute müssen nur noch die letzten vier Folgen aufgenommen werden. Sieht also gut aus 🙂

Ich habe oben gesagt, dass es Beffaná ohne die Geschichtenkapsel nicht gäbe. Klar, ich habe dort einiges über Technik etc. gelernt. Vor allem aber habe ich dort Menschen getroffen, die begeistert von guten Geschichten sind. Die mir wieder bewusst gemacht haben, wie viel Spaß es macht, Geschichten zu erzählen und sich mit anderen darüber auszutauschen. Die, wenn man eine Idee hat oder einen Text postet, sofort einsteigen. Loben, Verbesserungsvorschläge machen, noch mal loben, mitarbeiten, und vor allem: immer wieder loben. Es gab Tage in diesem Jahr, da bestand mein Alltag – nachdem meine Frau zur Arbeit und meine Kinder zur Schule aufgebrochen waren – daraus, das Geschichtenkapsel-Slack aufzumachen, mich mit anderen Kapselpflanzen über Gott und die Welt zu unterhalten und neue Geschichten zu erfinden. Oder einfach Emojis hin- und herzuschicken.

Neben meiner Familie und meinen Freuden wart ihr lieben Menschen der Geschichtenkapsel unglaublich wichtig in diesem Jahr. Ihr wart großartig, witzig, kreativ, mitfühlend und vor allem: immer da. Dafür danke ich Euch.

Geschichtenkapsel, eine Liebeserklärung

2 Kommentare zu „Geschichtenkapsel, eine Liebeserklärung

  • November 27, 2016 um 9:40 am Uhr
    Permalink

    💚💚💚💚💚💚💚

    Ich bin so gerührt!

    Aber lass dir gesagt sein: ohne dich wären wir nicht die Geschichtenkapsel, die wir sind.
    Danke für alles, was du mit uns teilst!

    *geht ins Taschentuch schneuzend ab*

  • November 27, 2016 um 10:30 am Uhr
    Permalink

    Vielen Dank, liebe Kati 🙂

    Danke für die Rückmeldung und dafür, dass Du als erste etwas kommentiert hast (und es funktioniert). Ich bin doppelt begeistert!

Kommentare sind geschlossen.